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Vilshofener Sagen

Sagen und Spukgeschichten von Vilshofen und Umgebung
Hier: Die Sage vom Schatz auf der Peckerhaube.

Zur Information:
 Die Peckerhaube ist ein Hügel bei Hofkirchen. Die Straße "Am Anger" in Hofkirchen führt hinauf zur Peckerhaube.

 

Nach einer Handschrift „Die Nonne von Sillenstein“ in Verse gesetzt.

Wo der Donau blaue Wellen
sich bei Pleinting ostwärts drängen,
wo an steilen Felsenwänden
dunkle, weite Wälder hängen,
steht ein kahler, bloßer Hügel,
seiner Bäume all beraubt,
Währen rings um ihn die Höhen
stolz sich heben, reichbelaubt.

Einstens aber rauschten dorten,
wo jetzt grüne Matten prangen,
starke Eichen, hohe Buchen
und im Laub die Vöglein sangen.
Ihren Namen gab die Höhe
schon vor Zeiten  selber sich;
Jetzt noch heißt sie Peckerhaube,
der sie einstens ja auch glich.

Würden noch die alten Bäume
wie vor vielen Jahren rauschen,
könnte man im kühlen Schatten
ihr Geflüster noch erlauschen:
Dann wohl würde man auch hören
von dem Schatz, der dort versteckt,
den seit hunderten von Jahren
noch kein Menschenkind entdeckt.

Lassen wir die Schätze ruhen,
die dort gut verwahret liegen.
Wollen wir der Zeit entrinnen
und im Märchentraum uns wiegen,
wollen wir von Minne hören,
von der Schwerter hartem Klang.
Wollen wir der Sage lauschen,
die das Waldesrauschen sang.

1. Der Klausner
Waldeschrauschen, Blätterlispeln,
Käfersummen, Vogelgesang,
Quellengeplätscher, Steingeriesel:
froh ertönts den Hain entlang.

Schüchern schleicht ein Reh durchs Dickicht,
stiehlt sich tiefer in den Wald;
und das Dunkel weicht der Helle,
eine Lichtungzeigt sich bald.

Nicht mehr fremd ist es dem Tierchen,
was das Auge hier erschaut:
Aus Geäst, aus Schilf und Moosen
ist ein Hüttlein hier erbaut.

Einsam liegts im Waldesschatten,
Kreuz und Betbank stehn davor;
Burkhardt ists, der greise Klausner,
der dies Flecklein sich erkor.

Schon seit vielen, vielen Jahren
lebt der fromme Beter hier;
schmucklos ist sein kleines Häuschen,
er darin die schönste Zier.

Er sucht Heil in den Gebeten,
die zu Gott er stetig schickt,
während er mit seinen Kräutlein
machen Kranken schon beglückt.

Eben tritt er aus dem Hüttlein,
welch ein schönes, lieblich Wild!
Wie blickt doch des Greises Auge
so voll Friede, sanft und mild!

2. Gertraud von Sillenstein
Zu der Klause führt ein Weglein
durch des Waldes stille Ruh
und auf diesem geht der Alte
des Gehölzes Ausgang zu.

Nordwärts wendet er sein Auge,
wartend an des Waldes Saum,
und von Sillenstein die Türme
glaubt zu sehn er wie im Traum.

Ach, wie dauert ihn das Mädchen,
dem zu früh die Mutter starb;
dessen Vater durch Betrug nur
das Schloss Sillenstein erwarb.

Ohne Namen war der Ritter,
kurz „Der Lange“ nur genannt,
war durch Rauben und durch Plündern
in der Gegend rings bekannt.

Mit dem Leithner Graf verbunden
führte er sein Raubwerk aus.
Niemand war geschützt dagegen,
weder Stadt, noch Dorf, noch Haus.

Ihm, der nur dem Frevel fröhnte,
ihm war solch ein Kind beschert,
das von Allen der Umgebung
wie ein Engel ward verehrt.

Gertraud hieß die holde Jungfrau,
lieblich wie ein Maientraum.
Sie ists, die der Greis erwartet,
da er lehnt am Waldessaum.

Endlich kommt sie mit dem Hunde,
der ihr stets zur Seite weilt.
Wie den Alten sie erblicket,
schnell sie ihm entgegeneilt.

Er weiß ja so gut zu trösten,
bringt die Seele stets zur Ruh.
Wenn die Brust ein Kummer drücket,
er führt sie dem Frohsinn zu.

Wieder muß er heute ratend,
tröstend ihr zur Seite stehn,
da die lieben, blauen Augen
angstvoll um Erlösung flehn.

Denn ihr Vater will sie zwingen,
morgen am Altar zu stehn
und den Bund fürs Leben mit dem
Leithner Raubgraf einzugehn.

Burkhardt soll der Retter werden,
ihm ist es ja längst bekannt,
dass zu einem andern Jüngling
schon ihr Herz in Lieb entbrannt.

Von Grubhof Herr Heinrich Bolling,
der ganz nahe hat sein Schloss.
Er ists, den die holde Jungfrau
in ihr reines Herze schloss.

Burkhardt tröstete das Mägdelein,
gab  Hoffnungslosen Mut.
Hieß sie ihrem Vater folgen,
stellend sich in Gottes Hut.

Und vertrauend hieß der Klausner
Gertraud nach dem Schlosse gehn,
während wir ihn wenig später
im Grubhofer Schlösslein sehn.

3. Heinrich Bolling auf Grubhof
Heinrich Bolling, der Grubhofer,
Augen hatt er hell und klar,
stammt aus vornehmen Geschlechte,
dessen letzter Spross er war.

Seiner Mutter Bruder fand im
Welschen Land erst kurz sein Grab.
Der vermachte seinem Neffen
allen Reichtum, all sein Hab.

Schätze warens unermesslich,
Gold und Silber, Edelstein.
Dass ein Schiff sie morgen brächte,
eben traf die Nachricht ein.

Da der Leithner und der Lange
wussten um den reichen Schatz,
sucht er diesen zu verbergen,
eben einen sicheren Platz.

Horch! Die Zugbrück rasselt nieder
und der Klausner tritt herein,
schließt sich dann  mit Heinrich Bolling
lange in ein Zimmer ein.

Spät erst wandert Burkardt heimwärts,
schlummert nicht die ganze Nacht.
Rings die Bäume sahens alle,
betend hat der Greis gewacht.

4. Der Schatz
Früh, beim ersten Morgengrauen
werden bei Hofkirchen dort
Heinrichs Schätze ausgeladen.
Pferde bringen sie dann fort.

Eine große Eisentruhe,
birgt die Schätze wohlverwahrt.
Zu des Klausners stiller Hütte
geht geheimnisvoll die Fahrt.

Zu dem unscheinbaren Häuslein
ist das Gold in sicherer Hut.
Wär es nie gesammelt worden!
Ach, es fordert teures Blut.

Alle sind zurückgegangen
und der Greis nur weilt allein.
Zitternd gräbt er all die Schätze
in der Klause Nähe ein.

Niemand sollt sie hier entdecken,
Rasen legt er noch darauf.
Füllet dann die leere Truhe
mit Gestein bis oben auf.

Nun musst er zur Kirche eilen,
Ministrantendienste tun,
Wollte Heinrich Bolling sagen,
wo die Schätze jetzo ruhn.

5. Die Unschuld schützt Gott
Als der Klausner in der Kirche
zu Hofkirchen langt an,
stand der Leithner und der Lange
vorm Altar mit zwanzig Mann.

Gertraud hielten sie inmitten,
zitternd stand sie , totenbleich.
Doch die Männer blieben grausam,
keines einzgen Herz war weich.

Eber zerrte man den Priester
zu der Sakristei herein
und als Ministrant der Klausner
folgte ruhig hinterdrein.

Unter des  hatt man dem Langen
von dem Schatztransport gesagt
und er war mit seinen Mannen
nach der Klause fortgejagt.

Leithner war mit seinen Leuten
nun allein im Gotteshaus,
als mit einem Male Burkardt
eilt ins Glockenhaus hinaus.

Da die Glocken nun ertönten,
floh der Leitner feig davon.
Doch die Kirche war umzingelt,
Bolling zahlte bittren Lohn.

Bolling stärkte seine Liebe
Bolling focht so schnell und gut,
Bolling führte starke Hiebe –
und der Leihner lag im Blut.

Plötzlich saust vom Waldesrande
der getäuschte Lange her.
Wutverzerrt sind seine Züge,
kaum erkennt man ihn noch mehr.

Da sucht Heinrich seine Gertraud,
hebt sie auf mit starker Hand,
trägt sie ohnmächtig vom Platze,
trägt sie nach der Donau Strand.

Dort ruht noch das feste Schifflein,
das den Schatz her hergebracht.
Hier hinein legt er die Liebste,
legt sie nieder, sanft und sacht.

Stoßt dann ab vom Donauufer,
steuert in den Strom hinaus
und von starker Hand geführet
greifen weit die Ruder aus.

Als der Lange in der Kirche
noch den Klausner läutend fand,
fragt er schäumend nach den Schätzen,
da er Stein nur fand und Sand.

Doch der Greis entgegnet ruhig,
das Geheimnis sag er nicht:
„Außer Bolling jört es niemand,
wenn darob das Aug auch bricht.“

Da  – ein Schlag, das Schwert saust nieder,
lautlos sinkt der Greis zur Erd.
Wutentbrannt enteilt der Lange,
schwingt sich auf sein feurig Pferd.

Plötzlich sieht er auf den Wellen
Bollings Schifflein abwärts ziehn.
Sieht den Gegner mit der Tochter
seiner Rachehand entfliehn

Wütend sprengt er nach dem Ufer,
jagt zum Strome wild hinab.
Doch der Frevler rächt sich nimmer,
dort ward ihm ein nasses Grab.

Bolling kehrte glücklich wieder.
Gertraud ward durch Priesterhand
ihm fürs Leben zugesprochen,
als des Glückes Unterpfand.

Doch der Schatz, der blieb verloren,
nimmer fand man mehr den Ort,
da vom Klausner er geborgen,
Geister wachen bei dem Hort.

Wohl blinkt noch in dunklen Nächten
dort ein kleines, flackernd Licht.
Doch wer näher dann sich wagte,
sah das Geisterflämmchen nicht.

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